1945-1948: Zwischen Stunde Null und Währungsreform
Im März 2019 fiel der „Startschuss“ für das Projekt „1945-1948: Zwischen Stunde Null und Währungsreform“ soll es um die Nachkriegszeit in Schwäbisch Hall und der Region gehen. Hier sind viele Themen denkbar, etwa der Wiederbeginn des politischen Lebens, die Beseitigung von Kriegszerstörungen, die „Entnazifizierung“ und „Reeducation“, die Ankunft, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen, der Alltag mit den Besatzungstruppen, „Displaced Persons“ (befreite Zwangsarbeiter und KZ-Überlebende), die Rolle der Kirchen, die Neugründung und Wiedergründung der Vereine, das wirtschaftliche Leben oder das Schicksal der Kriegsgefangenen und vieles mehr. An der Mitarbeit Interessierte sind herzlich eingeladen, sich mit Frau Dr. Heike Krause in Verbindung zu setzen (Kontakt wird gerne durch das Stadtarchiv vermittelt, Tel. 0791/751-359 oder stadtarchiv[at])schwaebischhall.de).
Unterstützung von Neuanschaffungen der Archive
Die Geschichts-Werkstatt unterstützt die Archive bei Anschaffungen, die diese aus ihren eigenen Mitteln nicht oder nicht vollständig bestreiten können. Dies können in Privatbesitz gekommene Archivalien, aber auch Grafiken, Gemälde und andere Objekte sein. Auf diese Weise ist es in den letzten Jahren gelungen, eine ganze Reihe von für die Orts- und Regionalgeschichte wichtigen Objekten in Schwäbisch Hall zu halten bzw. zurückzuholen.
Portraits barocker Honoratioren
Portrait des Ratsherrn Johann Christoph Hetzel (1607-1659) von 1647, eines von vier für das Stadtarchiv erworbenen Gemälden (StadtA Schwäb. Hall S12/0239)
Vier großformatige Portraits Schwäbisch Haller Honoratioren der Barockzeit konnten im August 2018 mit Hilfe der Geschichts-Werkstatt für das Stadtarchiv Schwäbisch Hall angeschafft werden. Zwei davon zeigen laut Beschriftung den Schwäbisch Haller Ratsherrn Johann Christoph Hetzel (1607-1659) und seine Ehefrau Magdalena Hetzel geb. Firnhaber (1612-1674) und sind auf 1647 datiert. Der Maler ist unbekannt. Zwei weitere, etwas neuere Portraits dürften – das legt das Familienwappen nahe – ebenfalls ein Ehepaar aus der Familie Hetzel darstellen, das mangels Beschriftungen aber nicht eindeutig identifiziert werden kann. Es könnte sich um den Ratsherrn Johann Peter Hetzel d.J. (1672-1750) – ein Enkel Johann Christoph Hetzels – und seine Frau Anna Rosine geb. Schübelin (1681-1762) handeln. Die Signatur „Glocker pinxit“ verweist auf den württembergischen Maler Johann Glocker (um 1690-1763), der sich um 1727/28 in Schwäbisch Hall aufgehalten hat und in dieser Zeit vermutlich die Portraits fertigte. Genaueres kann auf der Webseite des Stadtarchivs unter „Neuerwerbungen“ nachgelesen werden.
Ein „Gültbuch“ der Schenken von Limpurg von 1512
Titelblatt des u.a. mit Mitteln der Geschichts-Werkstatt erworbenen Gültbuchs der Schenken von Limpurg aus dem Jahr 1512 (StadtA Schwäb. Hall S09/0011)
Im Dezember 2014 erwarb das Stadtarchiv mit Unterstützung der Geschichts-Werkstatt ein auf 1512 datiertes „Gültbuch“ der Schenken von Limpurg. Gülten waren aus der Grundherrschaft resultierende Abgaben in Geld oder Naturalien, die von den Inhabern dieser Güter an die Lehensherren zu entrichten waren. Der vorliegende Band beschreibt diese sowie andere Einnahmen und Rechte im Herrschaftsgebiet des damals noch auf ihrer Stammburg Limpurg ansässigen Zweigs der Familie zur Zeit des Schenken Gottfried von Limpurg (1474-1530). Auf diese Weise ist eine detaillierte Beschreibung dieses Territoriums entstanden, das damals bis unmittelbar vor die Schwäbisch Haller Stadttore reichte. Für den heutigen Schwäbisch Haller Vorort Unterlimpurg – zusammen mit der oberhalb gelegenen Burg das Zentrum des Herrschaftsgebiets – sind umfangreiche Angaben zu Gütern und ihren Besitzern enthalten. Erwähnt werden auch weitere Orte wie Hessental, Weckrieden, Ramsbach, Jagstrot, Sulzdorf, Ummenhofen, Herlebach, Ober-, Mittel- und Unterfischach, Geifertshofen, Rappoldshofen, Altschmiedelfeld, Gschlachtenbretzingen, Rauhenbretzungen, Steinbrück, Hagenbach, Michelbach, Hirschfelden, Westheim, Bibersfeld, Haagen, Zottishofen sowie Ober- und Unteraspach. Das Gültbuch gehörte sicher ursprünglich zum Archiv der Schenken von Limpurg. Auf unbekannte Weise ist es in Privatbesitz gekommen. Bleistiftnotizen legen nahe, dass es sich im 19. oder frühen 20. Jahrhundert in den Händen eines historisch interessierten Besitzers befunden hat. In den Handel kam es über eine auf Haushaltsauflösungen spezialisierte Firma (weiteres bei „Neuwerbungen“ des Stadtarchivs Schwäbisch Hall).
Die „Dötschmann-Chronik“, eine Haller Chronikhandschrift von etwa 1600
Titelseite der u.a. mit Mitteln der Geschichts-Werkstatt erworbenen „Dötschmann-Chronik“, einer illustrierten Haller Chronikhandschrift um 1600 (StadtA Schwäb. Hall S09/0010)
Zusammen mit der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim, der Bauparkasse, den Firmen Optima und Recaro sowie privaten Spenderinnen und Spendern hat die Geschichts-Werkstatt sich im Juni 2013 an den Kosten für den Erwerb der „Dötschmann-Chronik“ beteiligt, einer illustrierten Chronikhandschrift von etwa 1600. Inhaltlich handelt es sich um eine Kompilation aus den in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenen Texten der beiden Haller Chronisten Georg Widman und Johann Herolt, deren Inhalte durch zahlreiche Abschriften bekannt sind. Beide Texte sind wichtige Quellen zur Geschichte der Reichsstadt Schwäbisch Hall insbesondere im Spätmittelalter und der Reformationszeit. Die Handschrift wurde vermutlich nach individuellen Wünschen für einen privaten Auftraggeber um 1600 in einer Haller Schreiberwerkstatt angefertigt. Der Auftraggeber ist ebenso wenig bekannt wie spätere Besitzer. Ein späterer Vermerk auf dem Titelblatt verweist lediglich auf die Familie Dötschmann. Die Bedeutung der Handschrift liegt weniger in den Texten, sondern den Illustrationen. Hunderte von kolorierten Federzeichnungen zeigen Ansichten von Städten, Dörfern und Burgen, Wappen, historische Ereignisse oder biblische Szenen. Auch wenn viele dieser Ansichten stilisiert und vereinfacht sind, handelt es sich – zusammen mit den Abbildungen in anderen Chroniken dieses Typs – um die ersten bildlichen Darstellungen zahlreicher Orte der Region. So ist eine schöne und sehr detaillierte Ansicht Schwäbisch Halls enthalten, ebenso eine Darstellung der kurz zuvor abgebrochenen Burg Limpurg oder eine schöne Ansicht der Comburg mit dem darunter liegenden Ort Steinbach. Die „Dötschmann-Chronik“ soll langfristig digitalisiert und auf diese Weise öffentlich zugänglich gemacht werden (weiteres bei „Neuwerbungen“ des Stadtarchivs Schwäbisch Hall).